DIE BARBIES DER BALTEN
(ADAC Reisemagazin)
Sie haben lange Beine, sind meist platinblond und zeigen die unverbrauchten Gesichter, wie sie die Modewelt so liebt: Den schönen Mädchen des Baltikums gilt eine Model-Karriere als schnellster Weg zu Reichtum und Glück
Veronika Mamontovas bestes Argument gegen den Sozialismus sind zweifellos ihre Beine: Lang und schlank und schön enden sie unter dem Saum ihres weißen Stretchminis, den sie bis zum Po hoch gezurrt hat: 14 Jahre, platinblondes Haar, stakst die estnische Schönheit aus dem Reisebus, der sie nach Vilnius gebracht hat.
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GLÜCKSINSEL IN DER KRISE
(Bild der Wissenschaft)
Der Sokotra-Archipel gilt als Galapagos des Indischen Ozeans. Doch Investoren, Touristen und Klimawandel gefährden das Biotop. Deutsche Wissenschaftler helfen bei der Entwicklung eines Naturschutzkonzeptes.
Sheikh Ali Abdulla Ahmed ist einer der wichtigsten Männer auf Sokotra: Oberhaupt eines Stammes von 150 Menschen, Besitzer eines in Lammfell gehüllten Fernsehgerätes und mit seinen 72 Jahren von einem so ehrwürdigen Alter, dass er seinen verblichenen Bart bereits mit Henna färben muss.
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ROSSKUR UNTER PALMEN
(Focus)
Deutsche Patienten und westliche Wissenschaftler entdecken das Potenzial der indischen Medizin
Warum fernöstliche Heilverfahren im Westen boomen und was wir von ihnen lernen können
Die härteren Maßnahmen sind für später geplant, und so fällt es dem Außendienstler Mirko Glutsch* aus Ulm an diesem luftigen Sommertag überaus leicht, das hohe Lied des Ayurveda zu singen: „Das isch wie im Himmel!" Glänzend vor Öl, sitzt der hagere Schwabe im Lendenschurz auf einer Holzpritsche im gekachelten Behandlungsraum des Ayurveda-Resorts „Nikki's Nest" im südindischen Bundesstaat Kerala und lässt sich von zwei Fachkräften durchwalken.
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NATÜRLICH PRIMITIV, DAS KANIBALENPARADOX
(Weltwoche)
Es gibt unter sogenannten Naturvölkern Riten, da schreien auch primitive Zivilisierte auf. Darf man diese Kulturkreise stören, bloss weil sie nicht ins westliche Menschenbild passen?
Das Geräusch der Gewalt ist ein schnelles, scharfes Zischen durch flimmernde Luft, gefolgt von einem Knall, wenn die frisch geschnittene Weidenrute auf der Haut aufschlägt. Ein roter Striemen leuchtet auf dem Rücken des vielleicht 16-jährigen Mädchens - barfuss, im Lederröckchen, die Brüste mit einem T-Shirt hochgebunden. Doch sie verbeisst sich jeden Schmerzenslaut und tänzelt erneut vor dem halbwüchsigen, männlichen Schläger, senkt ihren Kopf: ein weiterer Knall, Fleisch platzt, Blut tröpfelt. Nach jedem Hieb bläst sie stolz in eine kleine Blechtrompete. "Mach schon", ruft sie. "Schlag mich!"
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PARIS MODETEXT
(ADAC Reisemagazin)
Junge Designer erobern die ewige Welthauptstadt der Mode: Sie sind elegant, frivol und ein bisschen durchgeknallt
Es öffnet Henri im blau gestreiften Ruderleibchen, 50 Jahre alt, heiter gestimmter Sekretär und Lebensgefährte des jugendlichen Meisters Eric Tibusch, 35. "Wir leben hier zwischen Stadt und Land", entschuldigt er die Adresse im östlichen Pariser Vorort Bagnolet, wo sich Backsteinhäuschen in Platanenalleen reihen. Doch hinter der Türschwelle öffnet sich über zwei Etagen ein weitläufiges Loft. Ein Dachfenster lässt den Blick zum Himmel schweifen, wo gerade graue Regenwolken vorbeiziehen. Zwei Chinesen sitzen an surrenden Schweizer Nähmaschinen und schneidern an der Zukunft der Mode.
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TATI MUSS LEBEN
(brand eins)
Die Franzosen lieben die Ramschladen-Kette. Aber sie kaufen dort nicht mehr. Vom langsamen Tod einer Kultmarke.
Irgendwann wollten selbst die Pferde nicht mehr so richtig. Das hätte Fabien Ouaki zu denken geben sollen. Seine Angestellten nahmen es als Omen. Auch Fabiens Vater Jules hatte die Rennpferde laufen lassen, aber die hätten immerhin den Arc-de-Triomphe-Preis gewonnen, sagt die Verkäuferin und Gewerkschafterin Véronique Cléry über das Geschick ihres Chefs: "Man könnte fast annehmen, er hat überhaupt keine Begabung." Den Konkurs seiner Warenhauskette meldete Ouaki im September an.
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ZINGARO, LIEBEN PFERDE STRAWINSKY?
(Vivian)
Der Pariser Choreograph Bartabas bringt Reittiere zum Tanzen und Menschen zum Staunen
Das muss wohl ein Patzer sein: Stolz galoppiert der Schimmel zu den strengen Klängen Igor Strawinskys in die Manege, dreht hocherhobenen Hauptes eine Runde - und wälzt sich lustvoll im Dreck. Zwei weitere Pferde liebkosen sich derweil. Doch dann zeigt sich choreographische Absicht hinter dem anarchistischen Treiben. Die Aktionen wiederholen sich, abwechselnd findet sich ein Pferde-Paar, während das drittem Tier sich suhlt. Und das Publikum begreift: Die Pferde tanzen!
Es ist die heiterste Szene in dem poetischen, manchmal melancholischen Spektakel. Abend für Abend lockt die Theatertruppe Zingaro rund 1500 Zuschauer in ihren Zirkusbau im tristen Pariser Vorort Aubervilliers. Die Bretterfestung zwischen Mietskasernen und Schnellstraßen ist dennoch ein magischer Platz: Wer die lange Anfahrt nicht scheut, kann hier ein ganz besonderes Pferdewintermärchen erleben.
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NETZPIRATEN
(Focus)
HACKER
Netzpiraten pauken in Paris
In Seminaren der Hackademy lernen Computerprofis und -amateure, wie man fremde Rechner entert, Angriffe abwehrt oder Mobiltelefone lahm legt
Gelbviolett grinst das Skelett mit Piratenhut von der Wand und streckt seine Knochenfinger nach einer Computertastatur. Unter ihm sitzen auf Kunstrasen 17 Schüler im Halbdunkel vor flimmernden Monitoren. Angestrengt starren sie abwechselnd auf ihre Bildschirme und die Wandtafel, auf die ein Beamer verwirrende Zahlen- und Buchstabenreihen wirft. Es riecht nach Schweiß.
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NAZIS
(FAZ)
Der Krieg ist der Vater aller Wirtschaft
Wie die Vereinigten Staaten gegen deutsche Firmen und Staatsbürger in Lateinamerika kämpften
Sie kommen dreißig Jahre zu spät!" rief Gerardo Arturo Bohnenberger dem Historiker Max Paul Friedman entgegen, als er ihm im Mai 1996 in Guatemala-Stadt die Haustür öffnete. "Wir sind fast alle tot."
Friedman hatte die Adresse Bohnenbergers im Telefonbuch der Stadt aufgespürt. Er wollte den Dreiundsiebzigjährigen als einen der letzten lebenden Zeitzeugen zu einem wenig bekannten Kapitel der jüngeren amerikanischen Geschichte befragen: der Deportation von in Lateinamerika lebenden deutschen Staatsbürgern während des Zweiten Weltkriegs.
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INDIENADOPTIONEN
(Baby und Familie)
Dad, Mum, Zähne putzen
Eine Vermittlung in den Westen ist für viele indische Waisenkinder die einzige Chance auf ein Leben mit Familie. Doch adoptionswillige Paare müssen einen manchmal zermürbenden Kampf gegen die Bürokratie führen
Schüchtern zeigt Jegan auf das zerknickte Foto in seiner braunen Hand. Dann haucht er: "Dad, Mum. Der Mann auf dem Bild hält eine blonde Frau im Arm." Der Finger des kleinen Inders wandert weiter auf dem Papier: ein lachender Junge und ein Mädchen mit frechen Zöpfen steuern ein weisses Motorboot. Jegan schaut fragend unter seinen pechschwarzen Haarfransen hervor. Brother, fällt Schwester Paulina ein: "Brother and Sister."
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EIN BOOT ZUM FLIEGEN
(Focus)
Mit der futuristischen "Hydroptère" ist der Franzose Alain Thébault erfolgreich auf Segel-Weltrekord-Jagd.
Plötzlich ein Schlag. Eine Böe erfasst die "Hydroptère" und klatscht das Boot hart auf die See. Die Mannschaft auf dem Seitenflügel, fünf Meter über dem Meer, verkeilt sich zwischen Schiff und Reling, dann wird sie von einem Schwall Wasser überspült. Konstrukteur Alain Thébault schüttelt sich die Haare und grinst: "Bei mir kommen nur Leute in die Mannschaft, die dieses leichtsinnige Funkeln in den Augen haben."
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Besuch beim Onkel
(Nido)
Unter den afrikanischen Bewohnern der Vorstädte von Paris Ist die Polygamie weit verbreitet – doch immer mehr Frauen wollen dieser Lebensform entweichen. Die Sozialarbeiterin Fanta Sangare arbeitet als Fluchthelferin
Der alltägliche Schrecken halt, dachte die Sozialarbeiterin Fanta Sangare, als die Leiterin des lokalen Gesundheitszentrums PMI bei ihr anrief. Bei einer medizinischen Routineuntersuchung in der Pariser Banlieue, in Bobigny, hatte eine Ärztin in einer malinesischen Familie mal wieder ein genital verstümmeltes Mädchen entdeckt.
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Eine Chance hatten sie nie
(Chrismon)
Polygamie gibt es nicht nur in fernen Ländern, sondern auch mitten in Europa. In Frankreich etwa teilen sich tausende, meist muslimische Frauen Ihren Ehemann mit weiteren Gattinen - häufig gegen ihren Willen. Bis heute verschließt die Regierung weitgehend die Augen vor diesem Problem. Jetzt suchen Betroffene in Selbsthilfeorganisationen nach Auswegen. Eine von ihnen ist Fanta Sangare, die in der Pariser Vorstadt mit Ihrem Verein Femmes Relais Bobigny für die Rechte der Frauen kämpft, die unfreiwillig in Polygamie leben.
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Entlang des indonesischen Achipels
(Süddeutsche Zeitung)
Aufbruch ins Abenteuer: Indonesien besteht aus über 17000 Inseln, und einen guten Anfang macht, wer im Norden der gewaltigen Insel Sumatra startet. Vier Stunden Autofahrt vom nächsten Flughafen entfernt erstreckt sich hier der 9000 Quadratkilometer große Gunung-Leuser-Nationalpark, einer der letzten großen tropischen Regenwälder der Welt.
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