Reise zu verlorenen Schätzen

(ADACreisewelt)

Zwischen Amazonas und Anden erstreckt sich das exotischste Land Südamerikas: Peru ist ein Traumziel für Abenteurer und Entdecker


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Am Amazonas: Regenwaldbewohnerin mit Federkopfschmuck

Keine Strasse führt nach Iquitos, und das ist auch gut so. Denn nur aus der Luft zeigt sich die Amazonas-Metropole in ihrer ganzen irrwitzigen Pracht: eine Großstadt mit 400 000 Einwohnern mitten im Dschungel, eine leuchtende Insel im dunklen, grünen Ozean aus Ästen, Lianen, Milliarden von Bäumen.

Schon kurz nach der Landung  auf dem Flughafen der Stadt bestaunen die Besucher die mais- und türkisfarbenen Villen im Zentrum der ehemaligen Kolonialstadt. Opulenter Stuck und Fassaden mit blau-weissen Azulejos zeugen von der Blütezeit während des Kautschukbooms.

Die Stadt ist ein guter Einstieg in ein Land, wo extreme Natur und koloniale Pracht miteinander wetteifern: Peru ist ein Land für Abenteurer und Entdecker, die verlorenen Schätzen nachspüren wollen.

„Boa viagem“ - „Gute Reise“, ruft keck ein Junge mit pechschwarzem Haarschopf und winkt mit den Armen.  Langsam läuft das weiße Kreuzfahrtschiff aus dem Hafen von Iquitos, auf zu den Geheimnissen des Amazonas.  Wer es sich im Liegestuhl auf  Deck bequem macht, sieht gemächlich das Leben am Fluss vorbeiziehen: An palmengedeckten Holzhütten tuckern Lastkähne vorbei, bepackt mit Bananen und Zuckerrohr. Rot- und grüngefiederte Aras schwirren durch die Luft, ein metallisch glänzender Eisvögel stürzt sich kopfüber ins Wasser. In Einbäumen queren Indios lautlos den Fluss.

Stämme wie die Huitoto und die Bora leben in ihren abgeschiedenen Dörfern noch nach traditionellem Brauch: Die Männer jagen Tapir und Faultier mit dem Blasrohr. Die Frauen fertigen Röcke aus Baumrinde, schmücken sich zum Tanz mit blauschillernden Federkränzen und malen sich weiße und schwarze Striche ins Gesicht. Es ist eine uralte Welt, fast zu schnell geht da die Rückreise mit dem Speedboot von Letitia in die Gegenwart von Iquitos und weiter mit dem  Flugzeug nach Lima.


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Prachtbauten in Lima: Die Häuser an der Placa de Armas schmücken sich mit den typischen Holzbalkonen

„Stadt der Könige“ hatte der spanische Konquistador Francisco Pizzaro im 16. Jahrhundert die prächtige Hauptstadt des Landes getauft und sein Haus ins Zentrum an der Plaza de Armas gepflanzt. Heute steht dort der neobarocke Regierungspalast, die ockerfarbene Kathedrale mit ihrem hölzernen Chorgestühl aus dem 17. Jahrhundert und der Erzbischöfliche Palast. Auf dem Bronzebrunnen, in der Mitte des Platzes, thront der Ruhmesengel, allerdings nur in Kopie:  Das Original - so geht die Legende - sei im Jahr 1900 einfach davongeflogen. Fliegende Händler - die Ambulantes - bieten heute auf dem Platz  Souvenirs, Süssigkeiten oder auch schon mal lebendige Geckos  feil, die träge mit den Augen blinzeln.

Lima ist auch der beste Ort, um sich einen Überblick über die präkolumbianische Kunst zu verschaffen. Die Privatsammlung im Museo Rafael Lorca Herrera präsentiert Keramiken, Textilien, Edelmetall und erotisches Steingut aus der Moche-Zeit. Im Museo de Oro finden sich goldene  Preziosen, die schon in Museen rund um die Welt gezeigt worden sind.

Zurück zur Natur geht es dann auf der Panamericana in südlicher Richtung zur Halbinsel Paracas mit den vorgelagerten Islas Ballestas. Die Reserva Nacional ist ein Tierparadies: Pinguine balancieren auf  Felsenklippen, Pelikane fliegen Formationen, ein Flamingo döst auf einem Bein, am Strand räkeln sich Seerobben. Gelegentlich taucht ein Delfin aus den Wellen auf.

Doch die Spuren des  Menschen sind nicht weit. Die Wüste um Nazca etwa diente den Indios als eine Art Malblock, der mit einer Fläche von 350 Quadratkilometern etwas groß geraten war: Die gigantische Eidechse, der Wal und die Affen, in den Boden eingraviert, bereiten den Archäologen immer noch Kopfzerbrechen.


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Arbeitsplatz am Wegesrand. Die Händlerin spinnt ihre Lamawolle selbst.

Zwischen Wüste und Bergen liegt Arequipa, Perus koloniale Hochburg: Die ehemalige Handelstation ist heute das intellektuelle Zentrum Perus. Die Patrizierhäuser aus weißem Tuffstein trugen Arequipa den Beinamen „weiße Stadt“ ein.  Bei Sonnenuntergang schimmern die Bauten mit den prächtig geschnitzten Holztüren in romantischen Rosatönen. Unter den Arkaden und in den Innenhöfen laden Cafes zum Verweilen ein. Zu einer Reise ins Mittelalter gerät  ein Besuch im Kloster Santa Catalina. Auf 20 000 Quadratmetern lebten hier früher abgeschottet bis zu 500 Nonnen, alle aus reichen Familien spanischer Abstammung.

Hinter der Stadt leuchten majestätisch der 6057 Meter hohe schneebedeckte Vulkan Nevado Chachani und seine kleineren Brüder Nevado Pichu Pichu und Misti. Den noch aktiven Sanbancaya kann man auf der Fahrt zum Colca-Canon sehen. Über der Schlucht mit den schmalen Terrassen sieht man die Kondore gleiten: Die Riesengeier mit der weißen Halskrause und dem  roten Kopf erreichen bis zu drei Meter Flügelspannweite.

Sie flogen schon über die Anden, als die Steinmetze der Inka die perfekten Mauern der Stadt Cusco  und Coricancha, den Sonnentempel der Stadt bauten, dort, wo heute die Kirche Santo Domingo steht. Auf den Steinen des ehemaligen Inkapalastes bauten die Spanier 1559 die Kathedrale und ihre beiden Nebenkirchen, ein Stilmix aus indianischer Steinmetzkunst, Renaissance und Barock. Im Inneren finden sich Meisterwerke der Schule von Cusco, etwa das Gemälde von Marcos Zapatas, auf dem Christus mit seinen Jüngern beim heiligen Abendmahl Meerschweinchen mit Andenkäse verspeist.

Nach all den Besichtigungen empfiehlt es sich allerdings, auch mal kürzer zu treten. Auf 3350 Metern ist Höhenkrankheit eine reale Gefahr. Entspannt kann man zum Beispiel den Indiofrauen zusehen, die unter den Arkaden sitzen. „Comprame, comprame - Kauft, kauft“, ruft eine Alte in grüner Strickjacke und bestickter Schürze. Im Angebot  sind gewebte Streifendecken, Ponchos und bunte Mützchen.

Kunsthandwerk, aber auch exotisches Obst und Gemüse bieten die Händler auf dem malerischen Indio-Markt von Pisac im Urubambatal in der Nähe von Cusco. Über dem Tal thront die mächtige Ollantaytambo-Festung. Der Inca-Herrscher Pachacutec hatte sie als Trutzburg gegen die Urwaldstämme errichtet.


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Magischer Ort, von den Spaniern niemals entdeckt: die Ruinenstadt Machu Picchu

Ebenfalls über dem Rio Urubamba  und vom Tal aus nicht zu sehen - liegt auf einem schmalen Felsgrat zwischen 2370 und 2530 Metern der Höhepunkt jeder Perureise: Machu Picchu – der alte Berggipfel. Aus den Tropenwäldern dampft der Nebel. Brüllaffen schreien heiser, im Dickicht krächzen Papageien.

Vergeblich hatten schon die spanischen Eroberer nach dem Zufluchtsort des letzten Inka-Königs gesucht. Erst 1911 entdeckte der US-Archäologe Hiram Bingham die verlorene  Stadt wieder - ein magischer Ort, den man stundenlang bestaunen könnte. Bis heute ist unklar, ob es sich dabei um einen Verteidigungssitz oder eher eine spirituell Stätte handelte.

Eines ist jedoch gewiss: Wer seinen Blick über die Tempel und Paläste der geheimnisvollen terassenartig angelegten Ruinenstadt schweifen lässt, fühlt sich dem Himmel fast so nahe wie die Kondore.