DER MENSCH, DIE KLEINSTE WIRTSCHAFTLICHE EINHEIT

Männer und Frauen erzählen von Arbeit, Geld und Leben in 38 Ländern


© Andrea Schuhmacher
Archaische Technik: Eine Bauernfamilie bearbeitet  die Tef-Ernte mit Dreschflegeln
Das Wirtschaftsleben erscheint im Zeitalter der Globalisierung unüberschaubar. Dieser Band bietet die Möglichkeit, auch ohne die Lektüre umfassender Sachbücher die wirtschaftlichen Bedingungen im internationalen Vergleich besser kennen zu lernen. 38 Männer und Frauen mit unterschiedlichen Berufen aus verschiedensten Ländern der Welt antworten auf Fragen nach ihrem Monatsverdienst, der Altersversorgung oder ihrer Freizeitbeschäftigung. Ergänzt werden diese Interviews durch die wichtigsten Wirtschaftskennzahlen und die ausführliche Darstellung eines für das Land charakteristischen Themas wie Literatur in Afghanistan, Fahrradfahren in Peking oder die Partystadt Tel Aviv. So wird der Bezug vom persönlichen Lebenslauf zum wirtschaftlichen Gesamtzusammenhang hergestellt. Entstanden ist ein informativer und spannender Band für reiselustige sowie wirtschaftlich und interkulturell interessierte Leser.

 

Ein Bauer in Äthiopien

Zur Lage der kleinsten wirtschaftlichen Einheit, dem Menschen: Daniel Darbo, 47, lebt in Kola Shara, einem südäthiopischen Dorf mit 80 Einwohnern. Auf einer 1200 Quadratmeter großen Feldparzelle baut er das hier typische Getreide Tef an, aber auch Mais und Bananen. Daniel Darbo lebt mit seiner Mutter, einer Tante, seiner Frau, zehn Kindern und neun Kühen in einer Lehmhütte mit Strohdach.

Monatlicher Verdienst und Grundkosten: Daniel Darbo verdient sieben bis zehn Euro im Monat. Für das Grundstück und seine Hütte muss er dem äthiopischen Staat kein Geld zahlen. Am meisten gibt er für Nahrungsmittel aus: 3,45 Euro kostet der Zentner Süßkartoffeln, den er monatlich für seine Familie braucht. Die isst außerdem dreimal täglich Injera, Fladen aus Tef. Um seine Ernte zum Wochenmarkt zu transportieren, mietet sich Daniel Darbo für 30 Cent einen Esel. Zudem spart er für einen Pflug-Ochsen, der rund 90 Euro kostet. Dafür braucht er zwei Jahre. Bis dahin leiht er sich zum Pflügen ein Zugtier bei seinem Nachbarn, der dafür die Hälfte der Ernte bekommt.



© Andrea Schuhmacher
Daniel Darbo mit seiner Lieblingskuh, Er teilt sich seine Hütte mit neun weiteren Tieren.
Altersvorsorge: Es gibt eine Rentenkasse für Landwirte, aber ich kann mir die Beiträge nicht leisten. Wenn ich alt bin, kommt hoffentlich mein ältester Sohn für mich auf.


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Daniel Darbo ist 47 Jahre alt und freut sich über jeden neuen Tag, den er erlebt. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Äthiopier liegt bei 42 Jahren

Wie oft machen Sie Urlaub?
An Weihnachten ruht die Arbeit drei Tage, und am äthiopischen Neujahrsfest Meskal feiern wir vier Tage im Dorf. Weggefahren bin ich noch nie.

Was ist das Wichtigste in Ihrem Leben?
Ich bin so glücklich, dass ich noch lebe. Ich bin 47 Jahre alt - die durchschnittliche Lebenserwartung liegt in Äthiopien bei 42 Jahren.

Welchen Stellenwert hat Geld in Ihrem Leben?
Wichtiger ist für mich meine Familie, aber für sie brauche ich Geld. Meine Mutter leidet unter Malaria und braucht Medikamente. Und nur zwei meiner Kinder können die Schule besuchen.

Was möchten Sie in Ihrem Leben ändern?
Ich hätte gern mehr Geld, um mir ein schöneres Haus mit Wellblechdach zu bauen oder um einen Lebensmittelladen aufzumachen. Je älter ich werde, desto mehr strengt mich die Arbeit auf dem Feld an.

 

äthiopien:

Einwohner: 67,7 Millionen
Währung: 1 Birr = 11 Cent
BIP pro Kopf: 670 Euro
Human Development Index: 168

Aktuelle Durchschnittskosten:

1 Brot: 1 Birr
Kinokarte: 4,50 Birr in der Hauptstadt Addis Abeba.
Videoshows in Kola Shara kosten 1 Birr
1 Liter Benzin: 5 Birr