Stadtführer Paris

(ADACtourset, ADAC Verlag)

Vom Eiffelturm bis zur Bastille: Savoir-vivre mit Tradition


© Cyril Genty
Kiosk mit Aussicht: Der Popcornverkäufer genießt jeden Tag den Blick auf den Eiffelturm

Nach Meinung der Pariser ist Frankreichs Hauptstadt die spannendste und die bunteste, die urbanste, extravaganteste und feudalste aller Städte – kurz: der Nabel der Welt.

Der eine oder andere (Nicht-) Franzose mag dies vielleicht anzweifeln. Doch dass in Paris das Herz Frankreichs schlägt, daran gibt es kaum etwas zu rütteln. An der Seine wird die Politik gemacht und die Kultur, hier residieren die berühmtesten Universitäten und die schicksten Modemacher. Alle Autobahnen, alle wichtigen Bahnlinien münden in Paris.

Elf Millionen Menschen – ein Fünftel der Bevölkerung Frankreichs – drängeln sich hier auf überteuertem Wohnraum, lassen sich von hektischem Verkehr umbrausen, ärgern sich über die Métrostreiks, schimpfen über den Hundekot auf den Bürgersteigen – und sind glücklich, Pariser zu sein. Fragen Sie nicht weshalb, doch nirgendwo sonst schmecken Rotwein und eine Filterlose so gut, wie in einem Pariser Straßencafé, nicht zu reden von den Liebesnächten, die einen geradezu legendären Ruf genießen. Außerdem gilt Paris natürlich als die Stadt der Mode und des Luxus, der Bonvivants und Gourmets.

 

Vom Fischerdorf zur Weltstadt

Dass ihre Siedlung einst eine Weltstadt sein würde, lag jenseits aller Vorstellungskraft jener Fischer, die vor gut 2000 Jahren am Ufer der heutigen Ile de la Cité festmachten und Häuser bauten. Später kamen die Römer, nannten die Stadt Lutetia Parisiorum und bauten Brücken, Markthallen und geradlinige Straßen.

Die berühmte Universität Sorbonne gründete der Geistliche Robert de Sorbon im Mittelalter, lange nachdem Paris im Jahre 967 zur Hauptstadt gekürt worden war. Zur Zeit der Gotik – im 12. bis 14. Jh. – entstanden die prachtvollen Sakralbauten wie Notre Dame und Sainte Chapelle. Damals zählte Paris schon 80 000 Einwohner und platzte aus allen Nähten.

Im 14. Jh. ließ König Karl V. die Stadtmauer vergrößern und baute deren größte Festung zum Louvre-Palast aus. Seitdem machten sich Generationen von Königen, Kaisern und Präsidenten an der Königsresidenz zu schaffen. Als der 1996 verstorbene Staatspräsident Mitterand die gläserne Pyramide am Eingang errichten ließ, legten Handwerker die alten Festungsmauern frei, die man jetzt im Louvre-Museum besichtigen kann.

Nur einem wurde das Schloss zu klein. Der Sonnenkönig Louis XIV. zog vor die Tore der Stadt, um den üblen Gerüchen in den mittelalterlichen Gassen zu entgehen und sich zwischen 1661 und 1710 in Versailles einen gigantischen Prunksitz erbauen zu lassen – zum Neid aller damaligen Herrscher. Er führte seinen Hofstaat mit unvorstellbarer Verschwendungssucht, was das Volk ungeheuer erboste.

Am 14. Juli 1789 erstürmte es die Gefängnisfestung Bastille und löste damit die Revolution aus. Noch heute feiern die Franzosen diesen Tag als ihren Nationalfeiertag. Auf der Place de la Concorde war die Guillotine in Dauerbetrieb und machte u.a. auch König Louis XVI. und seine Frau Marie-Antoinette kopflos.

Nur 15 Jahre später kürte sich Napoleon eigenhändig zum Kaiser. Ihm verdankt Paris klassizistische Bauten wie den Arc de Triomphe und die Prachtstraße Champs-Elysées. Sein Namensvetter Kaiser Napoleon III. beauftragte nach seinem Staatsstreich den Stadtplaner Haussmann mit der Umgestaltung von Paris.

Zeitalter der Abrissbirnen

Der Baron schlug Mitte des 19. Jh. unerbittlich Straßenschneisen in mittelalterliche Quartiere, modernisierte aber auch die Infrastruktur durch Bahnhöfe und Kanalisationssysteme. Paris, wie es heute aussieht, ist vor allem eine Schöpfung Haussmanns.

Auch im 20. Jh. fielen in Paris ganze Stadtviertel den Abrissbirnen zum Opfer. Die Zerstörung des ursprünglichen Hallenviertels und der brutale Büroturm im einstigen Künstlerquartier Montparnasse zeugen von moderner, aber unsensibler Stadtplanung. Zum Glück haben die Baumeister der Gegenwart aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und nehmen z. B. bei der Sanierung des Pariser Osten Rücksicht auf die alte Bausubstanz.

Wo die Macht sitzt, bzw. das Geld und der Geist, das zeigt noch immer die Seine an. Am rechten Ufer (nördlich), dem Rive droite, residiert der Staatspräsident. Hier haben die Börse und Großbanken ihren Sitz, die Edelboutiquen und Luxushotels.

Am linken Seine-Ufer, dem Rive gauche, liegen die Sorbonne und andere Universitäten. Hier züchten die Eliteschulen die französischen Kader heran, hier predigten Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre düsteren Existentialismus in den Cafés von Saint Germain. Der jahrhundertealte Zentralismus spiegelt sich in der Organisation der Hauptstadt wieder.

Die Stadtverwaltung hat Paris in 20 Arrondissements eingeteilt. Um das erste rund um den Louvre liegen schneckenförmig und im Uhrzeigersinn angeordnet, die übrigen Stadtteile. Die Bürger der »beaux quartiers« im Pariser Westen und des »Paris popu« im volkstümlichen Nordosten leben in völlig unterschiedlichen Welten.

Rund um den Trocadero wohnt  traditionsgemäß das Großbürgertum. Zwar unterwandern neuerdings versnobte Neureiche wie Models, Popstars und reiche Orientalen, die sich Kaufpreise von mehr als 5000 Euro pro Quadratmeter leisten können, das 16. Arrondissement. Wirklich dazu gehören sie aber nicht.


© Andrea Schuhmacher
Fahles Licht fällt auf die Dächerlandschaft: Im Herbst wenn die Touristenströme abreißen ist es rund um Sacre Coeur am schönsten

 

Multikulti-Flair im »Paris popu«

Je weiter man sich in den traditionell roten Osten vorwagt, desto bunter und kosmopolitischer ist das Leben in den Straßen. In die Arbeiter- und Handwerkerviertel mit ihren erschwinglichen Mietpreisen zogen die Zuwanderer aus den ehemaligen Kolonien. Tunesier, Marokkaner und Algerier, auch Kreolen und Südostasier ließen sich hier nieder – und mit ihnen fremdartige Restaurants, Märkte und exotische Krämerläden.

Umfassende Sanierungsarbeiten sollen den Osten aufwerten, doch die sozialen Folgen sind ungewiss. Schon fürchten die kleinen Leute, die steigenden Mieten nicht mehr zahlen zu können. Vielen bliebe dann nur der Umzug in die verhassten Banlieues jenseits der 35 km langen Ringautobahn Périphérique. In diesen sozial schwachen Vorstädten mit den riesigen Wohnblocks schwelen die Rassenkonflikte und jeder zweite Jugendliche ist arbeitslos.

 

Von Nostalgie keine Spur!

Schon lange verschwunden ist das »Paris der 100 Dörfer«. So nannten die Einheimischen die Stadt, als die Fahrt in ein anderes Quartier einer Reise ins Ungewisse glich. Die Eigenheiten der Viertel sind durch die Baumaßnahmen fast verlorengegangen. Auch das Paris der kleinen Leute ist kaum noch vorhanden.

Doch eigentlich stört das die Pariser wenig, schließlich wollen sie nicht in einem Freilichtmuseum des 19. Jh. leben. Stattdessen präsentiert sich Paris heute bunter und quirliger denn je – eine selbstbewusste, moderne Metropole des dritten Jahrtausends.

 

Tipps - Wie, wo, was?         

Veranstaltungstipps: Tipps zu Veranstaltungen, Hotelunterkünften und Ausflügen gibt das Office de Tourisme de Paris täglich von 9-20 Uhr (127, Av. des Champs-Elysées, Métro 1, George V/ Etoile). Nebenstellen am Gare de l’Est, Gare du Nord und Eiffelturm. Die Telefonansage mit Veranstaltungstipps in deutscher Sprache können Sie unter der Nummer 01 49 52 53 57 abhören.

Auf Französisch erscheinen wöchentlich die Veranstaltungskalender L’Officiel du Spectacle und Pariscope. Das Szenegänger-Magazin Nova kommt monatlich heraus. Wem Englisch leichter fällt, kann sich im Monatsmagazin Passion informieren.

Karten: Theaterkarten gibt es im Vorverkauf bei der Multimediakette FNAC (in den Einkaufszentren Forum des Halles oder Montparnasse). Am Kiosque-Théâtre an der Place de la Madeleine gibt es Restkarten für Vorstellungen am selben Tag zum halben Preis (Métro 8, 14, Madeleine, Di-Fr 12.30-20 Uhr, Sa 14-20 Uhr, So 12.30-16.30 Uhr).

Ärztliche Hilfe leistet das Centre Medical Europe (44, Rue d’Amsterdam, Métro 13, Liège, Mo-Fr 8-19, Sa 8-18 Uhr). Der Notdienst SOS ist telefonisch rund um die Uhr unter der Telefonnummer 01 43 37 51 00 erreichbar.

Immer geöffnet ist die Apotheke Pharmacie Déhry (84, Av.des Champs-Elysées, Métro 1, Georges V).

Internet: Wer vor Ort ins Netz möchte, kann sich im Cybercafé Click Side (14, rue Domat, Métro 4, St-Michel) oder in der Web Bar (32, Rue de Picardie, Métro 3, 8, 11, République) einloggen. Gemischte Informationen zu Paris finden Sie im Internet unter

http://www.paris-tourism.com/ oder www.franceguide.com

Sicherheit: Das bevorzugte Revier von Taschendieben sind die Märkte und die Métro!

 

Küche - Was darf’s sein: Haute Cuisine oder Hammelwürstchen?


© Andrea Schuhmacher
Mit der pompösen Nationalbibliothek im Pariser Osten hat sich der französische Ex-Präsident selbst ein Denkmal gesetzt – leider mit technischen Mängeln

Mehr als 5500 Restaurants, vom Gourmettempel bis zum Bistro,

befriedigen fast jedes kulinarische Bedürfnis. Auch Schnellimbisse werden mittlerweile von den Parisern nicht mehr verschmäht, da sie häufig gute Qualität liefern. Nepplokale finden sich am ehesten in der Nähe der Touristenzentren.

Wer abends essen gehen will, sollte rechtzeitig reservieren, bei den Spitzenlokalen sogar Wochen im Voraus. Gegessen wird abends ab halb neun Uhr. Wichtig: Auch in kleinen Restaurants bittet der Gast den Kellner, ihm einen Platz zuzuweisen. Völlig unüblich ist es, sich zu anderen Gästen an einen Tisch zu setzen, wenn noch Stühle frei sind.

Und auch für das Trinkgeld gelten andere Regeln: Man begleicht zuerst beim Kellner die exakte Rechnung und lässt dann beim Verlassen des Restaurants das Trinkgeld zurück (etwa 5 Prozent).

Der Gastroführer »Guide Michelin« ist immer noch der beste Führer auf der Suche nach gastronomischen Höchstleistungen. Der Straßenkartenhersteller Michelin hatte ihn 1900 das erste Mal kostenlos an die Pariser Chauffeure verteilt, damit diese sich unter der wachsenden Zahl von Restaurants zurecht fänden. Heute zittern Frankreichs Meisterköche mit jeder Ausgabe, ob und wie viele Sterne sie bekommen.

Sehr begehrt ist ein Tisch im Restaurant »Alain Ducasse«, das zu den kulinarischen Highlights der Stadt gehört (25, Av. Montaigne, Métro 9, Trocadéro, tgl. außer Sa und So). Es logiert im Belle-Epoque-Hotel Plaza Athénée und kombiniert traditionelle Küche aus ganz Frankreich mit raffinierten Neuschöpfungen. Das Mittagsmenü gibt es ab 76 Euro, abends kann man à la carte ab satten 183 Euro speisen. Ähnlich luxuriös und mit wunderbarem Blick auf Paris isst man im »Jules Verne«, auf der zweiten Etage des Eiffelturms (Métro 6, Bir-Hakeim).

 

Spezialitäten aus den Brasserien

Bezahlbare Schlemmerparadiese sind die Brasserien. Im Stil von Brauereien gebaut, kam mit ihnen elsässische Regionalküche nach Paris. Auch heute sind die Spezialitäten des »Flo« (7, Cour des Petits Ecuries, Métro 5, Château d’Eau) oder »Bofinger« (5, rue de la Bastille, Métro 1, 5, 8 Bastille) garniertes Sauerkraut und Schweinshaxe.

In dem bürgerlichen Lokal »Chartier« hat sich seit 1892 nichts geändert (7, rue du Faubourg Montmartre, Métro 9, Grands Boulevards, tgl. 11.30-15.00 und 18-22 Uhr). Wie anno dazumal hat jeder Stammgast sein eigenes Besteck in einer nummerierten Schublade.

Für den kleinen Geldbeutel eignen sich besonders die vielen ausländischen Restaurants: Chinesisch isst man in Belleville im Osten der Stadt, indisch in der Passage Brady (s. »Passagen ...«) und koschere Küche im jüdischen Viertel rund um die Rue des Rosiers.

 

Verkehr - Stressfrei mit Métro und zu Fuß         

Wer nicht ohnehin mit Flugzeug oder Bahn anreist, sollte das Auto sicher parken und Paris mit Métro oder Bus erfahren. Auf diese Weise erleben Sie stressfrei das Flair der Stadt. Viele Attraktionen im Zentrum lassen sich gut zu Fuß erkunden.

Züge aus Norddeutschland halten am Gare du Nord, Züge aus Süddeutschland fahren im Gare de L’Est ein. Auf beiden Bahnhöfen finden sie eine Touristeninformation (Office de Tourisme).

Die Ile de la Cité gilt als der symbolische Verkehrsknotenpunkt, zu dem alle Wege in Frankreich führen. Aus Norddeutschland führt die Anfahrt mit dem Auto über Aachen und Belgien über die A1, aus Süddeutschland über Straßburg oder Saarbrücken über die A 4. Von beiden Autobahnen auf die Pariser Ringautobahn »Péripherique« abbiegen und dann Hinweisschildern zum »Centre-Ville« folgen. Vorsicht: Auf der Ringautobahn haben die von rechts einfädelnden Autos Vorfahrt!

 

Wo das Auto sicher parkt

Da die Pariser einen rasanten Fahrstil pflegen und zudem nicht alle Stadtviertel sicher sind, empfiehlt es sich, das Auto in einem bewachten Parkhaus abzustellen. Günstig für Reisende von Osten und Norden sind die Parkhäuser Porte de la Villette und Cour de Vincennes. Zentral liegen Les Halles (10bis, rue Bailleul), Bourse (Place de la Bourse), Maubert (39, Bd. Saint Germain).

Die Parkgebühren variieren je nach Stadtviertel und betragen im Schnitt 2,50 Euro pro Stunde. Parken Sie nie unter einem Schild mit der Aufschrift »Livraisons« oder »Stationnement gênant«. Dort wird sehr schnell abgeschleppt.

 

Unterwegs im Untergrund

Die Métro ist das unkomplizierteste Verkehrsmittel. Die Züge fahren von morgens um 5 Uhr bis nachts um 0.30 Uhr. Keine Station ist mehr als 500 m von der nächsten entfernt.

Mit einem Tagesfahrschein »Mobilis« (je nach Wahl der Zonen ab 5,30 Euro) oder einem Carnet mit zehn Tickets (10,50 Euro) fährt man am besten. Die »Paris-Visite«-Karte gibt es für ein bis fünf Tage (zwei Tage ab 14 Euro je nach Zonenwahl). Sie bietet außerdem ermäßigten Zutritt zu Sehenswürdigkeiten. Bei einem längeren Aufenthalt lohnt sich eine Wochen- oder Monatskarte (Carte Orange).

Tickets verkaufen Métro-Schalter und Tabakläden. In der métro-freien Zeit verkehren Nachtbusse (Noctambus). Sie fahren ab der Avenue Victoria (Métro 7, Châtelet) bis an den Stadtrand.


© Andrea Schuhmacher
Sicht vom Einkaufs- auf den Kulturtempel: Von der Dachterrasse des Luxus-Kaufhauses Printemps erhascht man einen Blick auf die vergoldeten Engel der Opera Garnier

 

Taxis – eine preiswerte Alternative

Das Taxi ist nicht nur nachts eine preiswerte Alternative. Je nach Uhrzeit kostet der Kilometer zwischen 0,71 und 1,28 Euro für bis zu drei Personen. Zusätzliche Personen und große Gepäckstücke kosten extra.

Eine Busrundfahrt gibt einen guten ersten Blick über die Stadt. »Paris Vision« startet für 19 Euro zu einer zweistündigen Tour (214, rue de Rivoli). Individualisten bestaunen den Pariser Alltag von der offenen Plattform des Linienbusses Nummer 29 zum Preis eines normalen Tickets. Die Fahrt führt von der Station St-Lazare über Opéra ins Marais und weiter bis Bastille.

Die Agentur »Paris à Vélo c'est sympa« vermietet Fahrräder und bietet geführte Stadtrundfahrten in deutscher Sprache an (37, Bd. Bourdon, Métro 1, 5, 8 Bastille, Telefon: 01 48 87 60 01).

Ab Bastille startet auch die Bootstour über den Kanal Saint Martin zum Parc de la Villette (Canauxrama, 13, quai de la Loire). Die Fahrt durch verschiedene Schleusen ist spannender als die klassischen Seine-Rundfahrten mit den Bateaux Mouches. Sie starten von der Pont de l’Alma (Métro 9, Alma-Marceau) ca. alle 30 Minuten.

 

Kinder an Bord? – Nichts wie hin!         

Raus ins Grüne: Bei schönem Wetter sind die Parks wie z.B. der Jardin du Luxembourg für kleine Pariser die erste Adresse: Kinder können dort Karussell fahren, auf Ponys reiten oder in den Wasserbecken mit ihren Segelschiffchen spielen.

Im Bois de Vincennes (Métro 8, Porte Dorée) beobachten Groß und Klein im Zoo die Pandas beim Knacken von Bambuszweigen und die Affen, wie sie über die Felsen toben; wer will, kann auf dem Schau-Bauernhof George-Ville Stallluft schnuppern. Bei St-Mandé (Métro 1) warten Ponys auf  kleine Reiter und ein Marionettentheater samt Krokodil, Kasperle und Räuber auf gespannte Zuschauer.

Technik hautnah: Auch an einem grauen Regentag besteht kein Grund zur Langeweile. In der »Cité des Enfants« des Wissenschaftsmuseum im Parc de la Villette können die Kleinsten schallverstärkt ihren Herzschlag hören oder sich im Selbstversuch mit elektrischem Strom die Haare zu Berge stehen lassen. Die Kino-Kugel La Géode beeindruckt mit 36 m Umfang und einer 180-Grad-Leinwand, auf der atemberaubende Naturfilme projiziert werden. Spannender als die Anfahrt mit der Métro 7, Porte de la Villette, ist es, mit dem Boot zum Museum zu schippern (ab Bastille).

Rollermania: Freitagabends um 22 Uhr sammeln sich an der Place Raoul Dautry gegenüber dem Gare Montparnasse Tausende von Bladers zum dreistündigen Sightseeing auf Inline-Skates. Anfänger rollern sonntagnachmittags um halb drei an der Bastille los.

Micky Mouse & Co: Größter Beliebtheit erfreut sich der Vergnügungspark Disneyland (siehe Bild) vor den Toren von Paris. Infos zu Preisen und Angeboten gibt es unter Tel. 0 180 58 18 9 (0,12 Euro/Min) oder im Internet unter www.disneylandparis.com 

Der Mythos klebt an der Stadt: In Cabarets und am Pigalle, da tobe das verruchte Nachtleben! Immer noch karren Reisebusse Touristen zu den großen Revuetheatern, wo sie mit einem billigen Programm zu überhöhten Preisen abgespeist werden. Das Pariser Nachtleben ist dennoch spannend – wenn man die richtigen Adressen kennt.

Die Klassiker unter den Touristenfallen sind das Lido an den Champs Elysées (Métro 1, Georges V) und das Moulin Rouge am Boulevard de Clichy (Métro 2, Blanche). Für etwa 107 Euro erleben die Besucher ein Spektakel, bei dem Mädchen leicht bekleidet in Strass und Federn über die weit entfernte Bühne tanzen, Champagner inklusive.

Für Fans von Sängern wie Edith Piaf und Yves Montand empfiehlt sich das älteste Musik-Kabarett von Montmartre: Au Lapin Agile (Métro 12, Lamarck-Caulaincourt).


© Cyril Genty
Ob Lichterketten oder Straßenschilder: alles glitzert und leuchtet auf den weihnachtlich geschmückten Champs-Elysées

 

Jet-Set in der Badeanstalt

Richtig ins Pariser Nachtleben eintauchen können Partygänger am besten von Donnerstag bis Sonntag. Jedes Viertel hat seine eigene Klientel: Im Westen der Stadt gehen die Schönen und Reichen ihren Vergnügungen nach, etwa im eleganten Plaza Athénée (Métro 9, Franklin Roosevelt). Von dort aus erobern sie zu später Stunde die In-Discos, wie das Les Bains in einer umgebauten Badeanstalt (Métro 4, Etienne Marcel) oder Le Rex Club, eine prominente Adresse mit jungem Publikum, wo häufig Live-Musik zu hören ist (Métro 8, Bonne Nouvelle).

Intellektuelle und »Möchtegerns« treffen sich traditionellerweise am Rive gauche, etwa in der Pianobar Closerie des Lilas am Boulevard du Montparnasse (Métro 4, 6, Denfert-Rochereau). Dort stand schon Hemingway an der Theke.

Szenegängern gehört der Osten. Trendlokale mit buntem Publikum sind das Café Charbon oder das Cithéa in der Rue Oberkampf (Métro 3, Parmentier). Ein weiterer Kneipenspot ist die Rue de Lappe (Métro 1, 5 und 8, Bastille). Hier reiht sich Bar an Bar. Salsaliebhaber tanzen in der Chapelle des Lombards bis zum Morgengrauen. Gelegentlich gibt es auch französische Chansons und afrikanische Musik.

Auf der Seine bei der Nationalbibliothek liegt das originelle Batofar vor Anker. Das umgebaute Leuchtturmschiff ist Bar, Club und Disco in einem (Métro 14, Bibliothèque). Für Nachtschwärmer eine Adresse rund um die Uhr: Le Dépanneur nahe Pigalle (Métro 2, Blanche).

 

Operetten unter goldener Kuppel

Freunde klassischer Musik können zwischen diversen Opernhäusern wählen. Die Opéra de la Bastille spielt die großen Werke von Mozart bis Verdi. Mit 2700 Plätzen ist das 1989 fertiggestellte Bauwerk die größte Oper der Welt.

Im Palais Garnier (Métro 3, 8 und 7, Opéra) kommen Operetten und Komödien zur Aufführung. Mit ihrer goldenen Kuppel, innen von Chagall ausgemalt, gilt sie als das prunkvollste Bauwerk der Stadt.

Gute Adressen für anspruchsvolle Inszenierungen sind außerdem das Théâtre de l’Odéon (Métro 4, 10, Odéon) mit internationalen Gastspielen und das Théâtre de la Ville (Métro 4, Châtelet) unter der zeitgenössischen Choreographie von Pina Bausch und Trisha Brown. Alte und moderne Klassiker inszeniert das älteste französische Theater-Ensemble in der Comédie Française (2, Rue de Richelieu, Métro 1, Palais Royal).

Die experimentellsten Bühnen befinden sich im Norden vor den Toren der Stadt. In der einstigen Pulverfabrik Cartoucherie (Métro 1, Chateau de Vincennes und Bus 112 bis Cartoucherie) lässt Ariane Mnouchkine ihre Stücke in unterschiedlichen Ländern spielen (siehe Bild). In den Pausen servieren die Schauspieler im Foyer Gerichte aus der entsprechenden Landesküche.

Berühmt in Frankreich ist das Pferdetheater Zingaro im Fort d’Aubervilliers (Métro 7). Reiter und Pferde arrangieren, begleitet von Musik, poetische Spektakel.

Eine gute Adresse für Livemusik aller Art ist Le Divan du Monde (Métro 2, Pigalle). Sonntagnachmittags findet hier »Le Bal des Familles«, der Familienball, statt mit Tanz für große und kleine Leute.

Jazzfreunde zieht es in die Rue des Lombards, wo sich Hard Bop, Jazz-Rock etc. in diversen Lokalen präsentieren (Métro 4, Châtelet).

 

Kino-Charme der 30er Jahre

Die Pariser lieben das Kino, dementsprechend groß ist das Angebot: Häufig lohnt allein die Architektur einen Besuch. Liebhaber der Belle Epoque gehen ins Ranelagh (Métro 9, La Muette), chinesisches Ambiente gibt es in der Pagode (Métro 13, Saint Francois-Xavier). Im »Les Etoiles du Rex« (Métro 8, 9, Bonne-Nouvelle) findet man den Charme des großen Hollywood-Kinos samt Innendekoration aus den 30er Jahren (zu besichtigen Mo, Sa, So 10-19.30 Uhr). Übrigens: Wer die meist langen Schlangen an den Abendkassen vermeiden will, holt sich die Kinokarten bereits am Nachmittag.

 

Wo man einfach alles findet: Bummeln, Stöbern, Shoppen

In Paris gibt es mehr schöne Dinge zu kaufen als mancher Geldbeutel verträgt. Da muss sich die Kauflust doch häufig mit dem Blick in Schaufenster begnügen. Doch wer genau schaut, findet bisweilen ein hübsches Schnäppchen.

Schon der Architektur wegen lohnt ein Besuch zwei der renommiertesten Kaufhäuser der Stadt. Beide liegen am Boulevard Haussmann: Eine riesige Jugendstilkuppel krönt den wunderschönen Bau der Galeries Lafayette (Métro 3, 7, Chaussée d’Antin): Dort präsentieren sich alle großen Modemarken sowie die Prêt à Porter-Kollektionen der bekanntesten Modemacher von Chanel bis zu Thierry Mugler. Nebenan liegt das Nobelkaufhaus Printemps. Im sechsten Stock des denkmalgeschützten Belle-Epoque-Gebäudes kann man bei einem Imbiss in der Brasserie auf die Dächerlandschaft des vornehmen Viertels hinabblicken.

Das rechte Seineufer ist die Domäne der Couturiers. Dior sitzt in der Avenue Montaigne, Christian Lacroix und Cardin empfangen ihre Klientel in der Rue du Faubourg Saint Honoré. Dort lockt auch die Lifestyle-Boutique Colette mit exklusiven Geschenkideen. Avantgardisten wie Thierry Mugler haben ihre Filialen an der Place des Victoires eröffnet.


© Cyril Genty
Souvenirfoto am Louvre: Ist die Glaspyramide auch wirklich mit auf dem Bild?

 

Kleinwagen oder Collier?

Richtig teuer ist es an der Place Vendôme bei Juwelieren und Goldschmieden wie Cartier oder Boucheron. Da kann ein Collier schon mal die Preisklasse eines Kleinwagens erreichen.

Erschwinglicher wird es in den kulinarischen Spitzenläden, etwa rund um die Place de la Madeleine. In den Auslagen von Hédiard oder Fauchon türmt sich wundervoll arrangiert von Gänseleberpastete bis Hummerterrine das Erlesenste, was die französische Speisekarte zu bieten hat.

Ein ganz anderes Flair vermittelt das Billig-Kaufhaus Tati an der Kreuzung der Boulevards Barbès/Rochechouart (= Station der Métros 2 und 4). In dem Einkaufsparadies für Einwanderer aus den ehemaligen Kolonien »kämpfen« marokkanische Mamas an den Wühltischen und reißen sich schmächtige Algerier die Socken aus den Händen. Seitdem der Louvre 1998 Tatis 50. Geburtstag zum Anlass einer Ausstellung nahm, gilt der Einkauf beim Billighändler auch bei den schicken Parisern als akzeptabel.

Wem es dort zu bunt wird, bleibt in Saint Germain und schlendert geruhsam an vornehmen Galerien vorbei. In der Buchhandlung La Hune am Boulevard Saint Germain kann man bis Mitternacht in internationaler Literatur stöbern.

Märkte von Trüffel bis Trödel         

Der Schriftsteller Emile Zola hatte den zentralen Großmarkt Les Halles als »Bauch von Paris« gefeiert. Doch seitdem dieser 1968 einem Einkaufszentrum aus Beton und Stahl weichen musste, finden sich nun die lebendigsten und buntesten Märkte verstreut in den Vierteln.

Über sechzig sollen es sein. Die vornehmen Leute kaufen dienstags und freitags auf dem kleinen Markt bei der Kirche Sainte Madeleine (Métro 8, 14, Madeleine), in der Nachbarschaft liegen die Delikatessläden wie »Caviar Kaspia« oder die Trüffelhandlung »Maison de la Truffe«.

Kräuterbüschel und Käseberge

Günstiger und kosmopolitischer ist der Marché d’Aligre in der gleichnamigen Straße (Métro 8, Ledru-Rollin). Ein altes Uhrentürmchen wacht über den Ständen. Die Händler verschwinden fast hinter Kräuterbüscheln, Bergen von Gemüse und exotischen Früchten; Fischstände wechseln ab mit den Auslagen arabischer Händler, bei denen klebrige Süßigkeiten und Fladenbrote aufgetürmt sind.

Hinter dem Straßenmarkt befindet sich der gedeckte Markt in der Beauvau-Halle. Dort ist das Angebot gehobener. Der Käsehändler Lanquelot etwa verkauft an seiner 5 m langen Auslage nichts als Ziegenkäse, dafür aber aus ganz Frankreich. Am Nachbarstand findet man eine vorzügliche Auswahl der übrigen 250 französischen Käsesorten. An den Lebensmittel-Markt schließt ein Flohmarkt an.

Die Straßenmärkte und Markthallen sind in der Regel von Dienstag bis Samstag von 8 bis 13 Uhr und von 16 bis 19 Uhr sowie am Sonntagvormittag geöffnet.

Stöbern in den Seitenstraßen

Wer gerne in altem Trödel stöbert, wird an Flohmärkten (marchés aux puces) Gefallen finden. Das größte Angebot bieten die »Puces de Saint-Ouen« (Métro 4, Porte de Clignancourt, ganztägig Sa, So, Mo). Die eigentlichen Schätze verbergen sich hinter den Ständen mit Billigware. In den kleinen Seitenstraßen bieten Antiquitätenhändler edle Jugendstilmöbel, barocke Spiegel, Gemälde, Porzellan und Tischwäsche an.

Keine Antiquitäten, aber kunterbunten Trödel und Secondhand-Kleidung gibt es auf dem Marché aux puces de Montreuil (Métro 9; Sa, So, Mo vormittags). Buchantiquariate finden Sie auf dem »Marché aux vieux papiers« im Vorort Saint Mandé (Métro 1, Saint Mandé-Tourelle) und auf dem »Marché du livre ancien« beim Parc Georges Brassens (Métro 13, Porte de Vanves, Sa und So).

Und, nicht zu vergessen, die berühmten Bouquinisten entlang der Seinequais: Diese verkaufen alte Bücher, Zeitschriften und Postkarten. Sammelwütige Liebhaber alter Briefmarken kommen auf dem Marché aux Timbres auf ihre Kosten (Métro 1, Champs-Elysées-Clemenceau, Do, Sa, So nur bis zur Dunkelheit).

Passagen: Luxus unter Glasdächern         

Die Passagen sind ein charmantes Überbleibsel aus der Zeit zwischen Revolution und Zweitem Kaiserreich. Vor allem in den Geschäftsvierteln zwischen der Opéra Garnier und der Börse sowie Nord- und Ostbahnhof entstanden während der Restaurationszeit die luxuriösen Ladenstraßen mit den üppig dekorierten Auslagen.

Die prächtigsten unter ihnen bekamen ein Dach aus Glas. Dort flanierten die Damen und Herren von Welt unbehelligt von Wind und Wetter, Straßenlärm und ungehobelten Mitmenschen. Heute sind viele der ehemals etwa 300 Galerien abgerissen, doch die übrig gebliebenen werden jetzt nach und nach restauriert.

Puppen und Plüschhasen

Eine der schönsten ist die Passage Véro-Dodat (Métro 1, Louvre). Zwischen den aufwändig restaurierten Säulen wandelt der Besucher auf gefliestem Boden entlang der Auslagen. Sammler von altem Spielzeug können bei »Capia« Plüschhasen und alte Puppen bewundern.

Die schickste Passage ist sicher die Galérie Vivienne (Métro 3, Bourse). Dort hat sich Frankreichs schrillster Mode-Designer Jean-Paul Gaultier niedergelassen. Weniger luxuriös, aber belebter ist die Passage Choiseul (Métro 3, Quatre Séptembre). An deren Ende liegt das Théâtre des Bouffes Parisiens, wo Jacques Offenbach im 19. Jh. spielte. Es gilt heute noch als eine der besten Komödienadressen.

Arabisches Basar-Flair bietet die Passage du Prado (Métro 8, Strasbourg-St-Denis), indische Restaurants finden Sie in der Passage Brady (Métro 4, Château d’Eau), wo Sie zu sehr zivilen Preisen ein leckeres Tandorihühnchen bekommen können.

 

Frisch aufgebrüht – Teehäuser und Cafés         

Beim Wein lassen sich die Franzosen von niemandem etwas vormachen. Doch auf den Teegeschmack brachten sie erst die Engländer, und zwar im ausgehenden 19. Jh., als in Frankreich die englische Lebensart en vogue war. Da entstanden in Paris die elegantesten Teehäuser und Cafés.

Mit den ersten Sonnenstrahlen füllen sich die Terrassen der Traditionshäuser mit Flaneuren und Studenten, Künstlern und Möchtegerns. Legendär ist der Fin de Siècle-Teesalon Angelina in der Rue de Rivoli bei den Tuilerien, wo schon Coco Chanel und Marcel Proust Tee schlürften. Heute lassen sich Kreative aus der Modebranche einen Mont Blanc auf der Zunge zergehen, so heißt der süße Berg aus Maronencreme und Schaumgebäck.

Das nostalgische Flair und die Innenausstattung aus der Belle Epoque im Café de la Paix gleich neben der Opéra Garnier verlockten bereits Charles de Gaulle zum häufigen Besuch.

Die Qual der Wahl unter 350 Teesorten aus 30 Ländern hat man im Salon de Thé Mariage Frères in der Rue du Bourg Tibourg (Métro 1, St-Paul). Die süße Qual wird noch erhöht durch eine Auswahl der köstlichsten Kuchen und Sandwiches.

 

Prominente Stammgäste

Ins Café de Flore am Boulevard Saint Germain flüchteten sich im Winter Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, um drinnen im Warmen zu schreiben. Messingschilder an den Tischen verweisen auf die Lieblingsplätze prominenter Stammgäste. Im Les deux Magots gleich nebenan verkehrten in den 50er Jahren Intellektuelle wie Albert Camus.

Die Preise in den Cafés sind gestaffelt. Allgemein gilt: Ein Kaffee an der Bar kostet weniger als am Tisch. Am teuersten sind die Getränke auf der Terrasse.